Wenn Väterchen Frost klingelt

Was machen einstellige Temperaturen (und weniger) mit Holz und Leim?

Es wird kalt – in unbeheizten Werkstätten nicht nur draußen. Für die Arbeit mit Holz gilt es jetzt, ein paar Dinge zu beachten.

Jetzt erwischt es uns in großen Teilen von Deutschland doch noch kalt.

Meine unbeheizte Werkstatt hat aktuell tagsüber eine Temperatur von 10° Celsius.

Mit dauerhaftem Hobeln und warmen Socken kann man der Kälte ganz gut trotzen,

doch spätestens beim Verwenden von Flüssigkeiten zeigen sich erste Probleme.

Vor allem Leime machen die meisten Schwierigkeiten.

Auch wenn es schon viele wissen, kann es nicht oft genug erwähnt werden: Weißleim darf keinem Frost ausgesetzt werden. Dabei verändert er sein Gefüge und entwickelt auch nach dem Aufwärmen nicht mehr seine Klebeleistung.

Doch auch schon bei Temperaturen unter 10° Celsius ergeben sich Probleme: Das Wasser im Leim braucht viel länger zum Verdunsten.

Wer gerne mit Epoxidharz arbeitet wird auf den meisten Datenblättern lesen, dass auch hier eine Mindesttemperatur erforderlich ist. Ohne ausreichend Wärme kann die chemische Reaktion der beiden Komponenten nur sehr langsam stattfinden.

Die großen Leimhersteller bieten für solche Fälle Winterleim an, der auch noch bei Frost zu verwenden ist.

Unsere Glutinleime aus der Flasche schlagen sich auch nicht viel besser:

Der “Hideglue” von Titebond lässt sich nur mit großer Anstrengung in einer nicht zu verarbeitenden Konsistenz aus der Flasche drücken.

Beim Fischleim, dessen Gelierpunkt deutlich unter dem von Knochenleim liegt, sieht es aber auch nur unwesentlich besser aus.

Beide Leime lassen sich im Wasserbad wieder erwärmen, doch sorgt die kalte Umgebung bei Auftragen dann für ein zu schnelles Gelieren. Da hilft dann doch wieder nur der Ofen.

Auch bei Oberflächenmitteln zeigen sich Probleme: Meine selbstgemachten Wachse sind mittlerweile viel zu hart. In weiser Voraussicht habe ich mir “Winterwachs” zubereitet. Der Ölanteil ist deutlich höher und bei sommerlichen Temperaturen von der Konsistenz eher wie Zahnpasta. Im Winter hat es dann die perfekte Konsistenz.

Das Aushärten von Öl benötigt zwar eigentlich nur Sauerstoff, die fehlende Wärme verzögert aber auch hier den Prozess. Selbst bei der Verwendung von Firnis kann ich beobachten, dass sich die Aushärtung um einige Tage verzögert.

Zuletzt noch eine interessante Zuschauerfrage: Kann nasses Holz durch den Frost beschädigt werden? Interessante Frage, denn Froststschäden sind bei Bäumen gefürchtet. Darum wirft der Baum hoffentlich auch rechtzeitig seine Blätter ab und fährt damit seinen Wasseranteil im Stamm herunter. Zusätzlich mischt er dabei seinem Saft eine Art Frostschutzmittel bei, der vor allem aus Zuckerverbindungen besteht.

Ich habe einen kleinen Versuch mit Fichte und Eiche gemacht.

Im Wasserbad gekocht und anschließend über Nacht eingefroren

Beide Stücke sind unversehrt

Das kleine Experiment hat meine eigenen Erfahrungen bestätigt: Selbst nasses Holz, was dem Frost ausgesetzt ist, reißt nicht auf. Wahrscheinlich ist die Elastizität im Holz groß genug, um die Wasserausdehnung in den Kapillaren auszugleichen.

Netter Nebeneffekt dieses Experiments: Die Eiche hat eine wunderschöne Farbveränderung vorgenommen und einen kräftigen, dunklen Ton erhalten. Bis dato war mir nicht bekannt, dass man damit eine Farbveränderung bei der Eiche erzielt.

Gedämpfte Buche mit einem intensiveren Ton dürfte uns bekannt sein, aber tatsächlich wird dieser Prozess wohl vereinzelt auch bei Eiche durchgeführt.

Damit beende ich den heutigen Blog und wünsche euch allen warme Hände und Füße… und vergesst die Thermoskanne nicht, wenn ihr in die Werkstatt geht 🙂

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