Die kleine Kantenfräse von Makita ist eine der beliebtesten Oberfräsen und findet sich in vielen Werkstätten.
Kompakt, vielseitig und bei einem Preis knapp unter 200€ für viele Hobbytreibende erschwinglich.
In meiner Lehrzeit hatte ich das kleine Arbeitstier tagtäglich in der Hand und auch wenn sie mit ihren 710 Watt nicht die stärkste ist:
 Auch heute noch zählt sie in meiner Werkstatt zu den meistgenutzten Elektrowerkzeugen.
Gute Verkaufszahlen werden heutzutage oft deutlich, wenn sich Nachbauten finden.
So findet man mittlerweile sogar für unter 100€ ein optisch identisches Modell mit sehr ähnlicher Ausstattung.
Die Problematik von Nachbauten auf wirtschaftlicher und moralischer Ebene möchte ich hier nicht diskutieren, sondern mich auf die funktionalen Unterschiede der beiden Hubkörbe beschränken.
Auch wenn das Modell von Makita preislich den Einstieg in die Welt der professionellen Oberfräsen darstellt und die Verarbeitungsqualität nicht mit einer 700€ Fräse von Festool oder Mafell zu vergleichen ist: Sie ist gut.
Das zeigt sich vor allem im Unterschied zum Nachbau bereits beim Einsetzen des Fräsmotors: 
Beim Original gleitet dieser, mit dem typischen Geräusch einer passgenau gedrehten Oberfläche, in den Hubkorb.
Der Nachbau zeigt bei näherer Betrachtung grobe Bearbeitungsspuren in der Oberfläche und lässt sich nur mit ein wenig gutem Willen einführen.
Bei weiterhin näherer Betrachtung zeigen sich dann auch Sparmaßnahmen: Während beim Original die Griffe aus einem gekennzeichneten Elastomer (TPE) bestehen, griffig sind und einen Sturz vermutlich ohne weitere Schaden überstehen, findet sich beim Nachbau ein harter, spröder Kunststoff ohne Kennzeichnung.
Der Hebel zur Arretierung ist beim Original ausreichend dimensioniert und federt beim Lösen ein eine neutrale Position zurück, beim Nachbau reicht die Kraft der dünnen Feder nicht und es muss bewusst nachgedrückt werden.
Die Skala beim Original ist deutlich markiert, zum Ablesen muss allerdings auch wirklich frontal abgelesen werden, um Ungenauigkeiten durch Paralaxe zu vermeiden.
Beim Nachbau lassen sich die Zahlen nur erahnen.
Hubkorb in Schräglage
„Na gut, nichts gravierendes“ konnte man bis hierhin denken. Zumindest wird deutlich, dass an manchen Stellen schon negative Abweichungen
zum Original bestehen.
Gravierend und bei der Anwendung dann auch schnell frustrierend ist allerdings die schlechte Passung des Hubmechanismus.
Wie auf dem Foto zu erkennen, verwindet sich der Hubkorb bei einseitiger Belastung. Dies ist bei der Anwendung kaum zu vermeiden,
denn das letzte was man beim Arbeiten mit der Oberfräse beachten möchte, ist sich auf gleichmäßiges Drücken beim Tauchen zu konzentrieren.
Neben dem Verkanten und Blockieren beim eintauchen verändert sich auch das gewünschte Fräsbild:
 Statt einer Bohrung mit einheitlichem Radius entsteht ein Langloch. Die Präzision beim Herstellen von Dübelbohrungen oder einer Lochreihe ist damit nicht annähernd gegeben. 
Sofern man diesen Mangel bei Fehlersuche feststellt, ärgert man sich immerhin nur über den Fehlkauf und nicht über sein eigenes Unvermögen bei der Anwendung.
Reklamation statt Frustration?
In diesem Zusammenhang habe ich schon oft von Rezensionen gelesen, in denen günstige Nachbauten mehrfach zurückgesendet wurden, bis sie der Zufriedenheit entsprachen. Spätestens hier möchte ich dann doch noch einmal dazu raten, das eigene Kaufverhalten zu reflektieren.
Es gibt auch bei hochpreisigen Werkzeugen durchaus mal Fehler und selbstverständlich kann man das reklamieren. Schließlich bezahlt man dafür auch sein Geld.
Günstige Produkte so oft zu reklamieren, bis man nach der fünften Zusendung dann endlich ein Produkt hat, was den Ansprüchen entspricht, widerspricht dem Kaufgrund: Schließlich bezahlt man bewusst nicht den Preis des Original-Produkts.
Qualitätsmanagement bedeutet eine gleichbleibende Qualität und wenn sich in einer Charge Fehler finden und dadurch nicht zu verkaufen ist, dann findet sich dies auch im Gesamtpreis.
Neben dem Qualitätsmanagement sparen Nachbauten natürlich auch an Entwicklung- und Marketingkosten, was die Weiterentwicklung der Produkte bremst. Ohne den Aufwand der Originale gibt es schließlich auch keine günstigen Nachbauten 😉
Mit selbstgebauten Vorrichtungen lässt sich dagegen am richtigen Ende sparen. Guido Henn kann da so viel zu erzählen, damit könnte man Bücher füllen. Zum Beispiel dieses hier: https://www.holzwerken.net/produkt/handbuch-oberfraese/
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