09. Jun 2015 // Heiko-Rech
Wie groß wird die Schublade?

Für einen Schrank in meiner Werkstatt musste ich vier Schubladen bauen. Anhand dieser einfachen Schubladen möchte ich Ihnen heute zeigen, wie die benötigten Maße ermittelt werden und wie Sie die Beschläge am Korpus befestigen.
Bevor man mit dem Bau von Schubladen beginnt, sucht man sich die passenden Beschläge heraus. Zu diesem Thema habe ich bereits etwas geschrieben, das Ihnen bei der Wahl der richtigen Auszüge sicherlich helfen wird:
Dreimal gut geführt: http://www.holzwerken.net/Blog/Heiko-Rech/Dreimal-gut-gefuehrt
Für den Werkstattschrank kommen eigentlich nur Rollenführungen in Frage. Sie werden auch in vielen Jahren noch klaglos ihren Dienst tun und keinerlei Pflege benötigen. Die Auszüge haben in meinem Fall ein Nennmaß von 400mm. Das Nennmaß ist das Maß, unter dem die Auszüge verkauft werden. Es bedeutet nicht zwangsläufig, dass auch der Schubkasten 400mm lang sein muss. Die Länge des Kastens finden Sie meist in der Beschreibung oder dem Katalog des Herstellers. Dort sind auch alle anderen wichtigen Maße zu finden. Zum ermitteln der Außenmaße der Schubkästen sollten Sie sich folgende Informationen griffbereit halten.
- Korpus Innenmaß
- Einbaubreite des Beschlages laut Hersteller
- Schubkastenlänge laut Hersteller
- Mindestens benötigtes Korpus- Innenmaß laut Hersteller
- Empfohlene Materialstärke für die Schublade laut Hersteller
- Überstand Seitennwand über den Schubladenboden laut Hersteller (bei Unterflur- Auszügen)
- Mindestabstand zwischen den Schubladen laut Hersteller

Die Beschlaghersteller geben Ihnen alle wichtigen Informationen an die Hand.
Wie Sie sehen, müssen Sie sich um einige Maße überhaupt keine Gedanken machen, da sie vom Hersteller vorgegeben werden. Lediglich die Schubladenbreite und Höhe muss errechnet werden. Die Breite ist einfach zu bestimmen. Vom Innenmaß des Korpus wird zweimal die Einbaubreite des Beschlages abgezogen.
Die Schubladenhöhe bei gleich großen Schubladen errechnet sich aus der lichten Höhe des Korpus. Ziehen Sie von diesem Maß pro Schublade, die Sie einbauen möchten, jeweils einmal den Mindestabstand zwischen den Schubladen ab. Das Ergebnis wird durch die Anzahl der einzubauenden Schublade geteilt. Auch wenn Ihnen der Mindestabstand, den der Hersteller vorgibt, recht groß erscheint, sollten Sie sich daran halten. Denn oft wird dieser Platz einfach nur benötigt, damit die Schublade ein- und ausgehängt werden kann. Bei Unterflurauszügen müssen Sie genauer hinsehen, denn bei diesen Beschlägen gibt der Hersteller ganz genau vor, welchen Überstand die Seitenwand zum Schubladenboden haben darf.
Sollen die Schubladen unterschiedlich hoch werden, so nehmen Sie das lichte Korpusmaß, ziehen davon wie oben beschrieben den Mindestabstand pro Schublade ab und teilen das Maß, das dabei herauskommt entsprechend auf.
Bei den von mir für den Werkzeugschrank gebauten Schubkästen sah die Rechnung wie folgt aus:
- Lichte Korpusbreite: 505mm
- Lichte Korpushöhe: 682mm
- Einbaubreite des Beschlages: 12,5mm (auf jeder Seite)
- Materialstärke der Schubkästen: mindestens 15mm
Bei den verwendeten Rollenauszügen ist nur ein Abstand von 5mm zwischen den Schubladen notwendig. Um die Laden besser aus- und einhängen zu können, habe ich mich für einen Abstand von 10mm entschieden. Eine bestimmte Schubladenlänge muss man bei den Auszügen nicht einhalten, daher habe ich das Nennmaß genommen, dann kann die Schublade auch komplett ausgezogen werden.
- Schubladenbreite: 505mm - 12,5mm - 12,5mm = 480mm
- Schubladentiefe: 400mm
- Schubladenhöhe: 682mm - (3x10mm) = 652mm
In die untere Schublade sollen in meinem Fall Maschinen kommen. Da ist es nicht notwendig, den eigentlichen Kasten so hoch zu bauen, wie es möglich wäre. Daher habe ich die untere und die mittlere Schublade 186mm hoch gebaut, die obere Schublade wurde 156mm hoch.
Anhand dieser Maße habe ich drei Schubladen angefertigt. Das nutzbare Höhenmaß der unteren Schublade wird später durch die Position der beiden Schubladen darüber bestimmt.

Die Zuschnitte für den Bau der Schubladen

Die fertigen Schubkästen für den Werkzeugschrank
Nun geht es an die Befestigung der Beschläge. Auch hierzu werden wieder einige Maße benötigt. Zunächst einmal wird die Position des Beschlages von der Vorderkante aus gebraucht. Bei den meisten Auszugsbeschlägen wird dieser bündig zur Kante, oder 2-3mm davon entfernt befestigt. Auch dieses Maß sollte sich in den Unterlagen des Herstellers finden. Die weiteren Maße, die benötigt werden ermittelt man am einfachsten selbst, ohne viel zu rechnen.
Im ersten Schritt der Montage werden die Unterteile der Schienen an die Schubkästen angeschraubt. Ein Zentrierbohrer ist hierbei eine große Hilfe. Die Verschraubung erfolgt nicht mit speziellen Schrauben. Einfache Spanplattenschrauben reichen aus. Im Anschluss wird der komplette Auszug am Schubkasten eingehängt und der Abstand zwischen Unterkante Oberteil und der Unterkante der Führung gemessen. In diesem Fall waren das aufgerundet 40mm. Zwei passend zugeschnittene Holzklötzchen aus der Restekiste ermöglichen dann die einfache und präzise Montage der Auszugsschiene am Schrank. Auch bei solchen Arbeiten ist ein Zentrierbohrer für mich inzwischen unverzichtbar geworden.

Die unteren Schienen des Auszuges werden an die Schubkästen geschraubt.

Spezielle Schrauben sind hierzu nicht erforderlich.

Der Abstand wird am Schubkasten direkt gemessen

Mit zurechtgeschnittenen Klötzchen geht die Montage ganz einfach

Ein Zentrierbohrer erleichtert die Arbeit ungemein

Der untere Schubkasten ist montiert
Die gleiche Methode funktioniert auch, wenn Sie mit der Montage der Schubkästen von oben beginnen und nicht von unten. Auch dabei wird erst gemessen und anschließend mit Hilfsklötzchen oder Leisten gearbeitet. Ein kleines Stück doppelseitiges Klebeband ist eine gute Möglichkeit die Klötzchen in Position zu halten. So hat man beide Hände frei zur Beschlagmontage.

Wieder wird gemessen, diesmal zur Oberkante der Schublade hin

Doppelseitiges Klebeband hält die Klötzchen in Position

Auch der obere Schubkasten sitzt.
Für die mittlere Schublade habe ich die Unterkante der oberen Schublade genutzt, um die Auszugsschiene zu positionieren. Natürlich wieder mit passend zugeschnittenen Abstandhaltern aus der Restekiste. Der Einbau der drei Schubkästen ging auf die gezeigte Weise reibungslos und einfach.

Die Unterkante des oberen Schubkastens dient als Referenz für den zweiten Schubkasten.

Alle drei Schubkästen sind montiert
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesem Artikel ein paar Anregungen für Ihren nächsten Schubladenbau geben.

Bücher
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5 Kommentare
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Unbekannter Nutzer
03. Mrz 2017
Danke für die Antworten. Der Online Katalog hatte ich schon gesehen. Ein Katalog aus Papier ist mir da schon lieber. Ich werde die entsprechenden Firmen wohl anschreiben um an solche Beschlag Kataloge zu kommen. Die Maße der Beschläge ist das A und O bei allen technischen Zeichnungen und bei Kalkulationen. Grüße Friedrich Oehler
Unbekannter Nutzer
01. Mrz 2017
Hallo Friedrich, du kannst ja auch die Online Kataloge anschauen. Dort gibt es auch Bemaßungen der Beschläge. Gruß Josef
Unbekannter Nutzer
01. Mrz 2017
Hallo Friedrich, du kannst ja auch die Online Kataloge anschauen. Dort gibt es auch Bemaßungen der Beschläge. Gruß Josef
Unbekannter Nutzer
26. Feb 2017
Meine Frage: Wie komme ich am besten ohne große Umstände an so einen Beschlag Katalog? Vielen Dank im voraus. Friedrich Oehler
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Unbekannter Nutzer
25. Sep 2020
Hallo Heiko, Deine Artikel sind immer sehr Hilfreich, vielen Dank dafür. Ich habe bei diesem jedoch eine Frage: Du berechnest die Höhe der Schubladen aus der lichten Korpushöhe minus Abstand zwischen den Schubladen. Das heißt, jede Schublade besteht letztendlich aus Schubladenhöhe + Abstand. Muss ich jetzt nicht noch einen Abstand zusätzlich von der lichten Höhe abziehen, da sonst die Schubladen unten auf dem Bodenteil oder oben am Deckel direkt anliegen? Bei 3 Schubladen beispielsweise habe ich ja 4 Abstände (Deckel bis erste Schublade, zwischen erster und zweiter Schublade, zwischen zweiter und dritter Schublade und zwischen dritter Schublade und Boden). LG Timo